Tim rezensiert: “Gespenster-Krimi 12 Der gehörnte Abt”

Das Dutzend ist voll und damit feiert diese Reihe ein kleines Jubiläum. Dafür erst einmal meinen recht herzlichen Glückwunsch.

Bei Daniel ist der Krebs zurückgekommen und ihm bleiben noch maximal 7 Monate. Gemeinsam mit seinen beiden besten Freunden, Aaron und Lucia, macht er sich auf den Weg zu einer abgelegenen Waldhütte tief in der Wildnis des spanischen Waldgebietes Selva de Oza. An einer Raststätte werden sie gewarnt und auch treffen sie dort auf Victor Augustin, der seine junge Schwester Ines sucht, die hier im Waldgebiet verschwunden ist. Als ob das noch nicht genug wäre, treffen sie auch noch auf eine Nonne, mit blutverschmierten Händen. Als sie mit dem Wagen nicht mehr weiterkommen, geht es zu Fuß tiefer in die Wildnis. Die seltsamen Geschehnisse nehmen kein Ende. Als sie die Hütte wieder erreichen, treffen sie erneut auf die Nonne, die nun eine klare Drohung ausspricht…

Für das Cover ist Kito Sandberg verantwortlich. Wir bekommen hier den namensgebenden gehörnten Abt dargeboten – zumindest schemenhaft. Die Covergestaltung passt zum dargebotenen düsteren Geschehen. Dazu kommt der Titel, der vor allem dafür sorgt, dass Spannung aufgebaut wird und man hören möchte, welches unaussprechliche Böse denn dort in der Wildnis lauert.

Sprechertechnisch brennt man wieder ein wahres Feuerwerk ab. Im Wesentlichen tragen Christian Zeiger als Daniel, Sven Plate als Aaron und Luisa Wietzorek in der Rolle der Lucia die Geschehnisse. Dieses Trio besticht durch herausragende Interaktionen und alle Facetten der Gefühle, die sie zum Ausdruck bringen müssen (z. B. Angst, Entsetzen und Mitgefühl). Alles bringen sie authentisch an das Ohr des Hörers. Es gelingt, dass man mit den Akteuren mitfiebert. Erzählerin der Geschehnisse ist Alexandra Lange, die einen hohen Erzählanteil zu bewältigen hat. Doch im Gegensatz zu zahlreichen anderen Hörspielen stört mich dies nicht, denn durch sie gelingt die Vorstellung der Umgebung noch genauer. Ihr Erzählstil wird der Masse der Hörer durch die John-Sinclair-Hörspiele bekannt sein und deshalb muss man sich auch nicht an diese stellenweise zunächst recht unbeteiligt klingende Art gewöhnen. Mir gefällt diese Art der Betonung mittlerweile sogar sehr gut. Grandios sind auch die Auftritte von Karin Lieneweg in der Rolle der Alba, die unheimlich bedrohlich rüberkommt. Dazu bekommen wir unter anderem noch Gabrielle Pietermann, Lutz Riedel, Nils Rieke und Jürgen Thormann zu hören. Insgesamt ist es eine sehr gute Leistung im Sprecherbereich.

Dennis Hendrick zeichnet sich für das Buch zum Hörspiel verantwortlich. Nach einer kurzen Vorgeschichte, die man zunächst nicht richtig einordnen kann, steigt man in die Geschehnisse ein und wir lernen erst einmal die Charaktere kennen. Eben diese sind es, die einen Faktor darstellen, der diesen Eintrag innerhalb der Reihe so stark macht. Zunächst lernen wir Daniel kennen, der eine niederschmetternde Diagnose erhält: Krebs im Endstadium. Dann wären da noch Aaron und Lucia, die scheinbar sehr grausam unter ihrem bösartigen Vater zu leiden haben und sich nun aus seinem Joch befreien. Sofort gelingt es, das man von den Charakteren gefangen ist und mit ihnen leidet. Das ist ein wesentlicher Aspekt zum Gelingen eines Hörspiels, denn man kann etwas mit diesen Charakteren anfangen und folgt ihnen somit sehr gern in die kommenden Geschehnisse.

Anschließend begleiten wir die Freunde auf ihrem Weg in die spanische Wildnis, der immer bedrohlicher wird. Dies ist der zweite Aspekt, der die Folge so stark macht. Langsam wird die Bedrohung aufgebaut. Zunächst ist da nur die Warnung, dann folgt die Nonne mit ihren blutverschmierten Händen und als es dann zu Fuß in der Wildnis weitergeht, wird die Szenerie immer bedrückender und immer bedrohlicher. Es gelingt so, den Hörer immer bei der Stange zu halten, und spätestens die Schilderung der toten Hirsche im See machen die Bedrohung dann komplett. Gepaart ist dies mit Albträumen, die die Protagonisten zwischenzeitlich haben, was ebenfalls zur bedrohlichen Atmosphäre beiträgt.

Ins Volle geht es dann, als unsere Freunde aus der Hütte fliehen. Hier wird dann ein Stilmittel genutzt, welches man aus zahlreichen Filmen kennt. Man flieht und kommt doch nicht von der Stelle, sondern erreicht wieder den Ausgangspunkt – Flucht unmöglich – Bedrohung perfekt.

Das Grauen scheint für die Freunde kein Ende zu nehmen und so läutet man ein länger dauerndes Finale ein, welches gut gelungen ist. Einigen mögen die Erklärungen zu „geschwätzig“ gewesen sein. Mir persönlich gefällt es, denn dadurch gelingt es, sich immer tiefer in die Geschehnisse hineinzuversetzen.

Auch mit dem Schluss kann man punkten, denn es wird ein wenig offen gelassen, was auf eine eventuell mögliche Fortsetzung der düsteren Geschehnisse hindeuten könnte. Ich für meinen Teil würde mich darüber freuen.

Eine Laufzeit von 78 Minuten klingt erst einmal recht lang. Doch Langeweile tritt keine auf, da man von Beginn an in der spannenden Handlung gefangen ist.

Vortrefflich ist auch der musikalische und soundtechnische Bereich, für den Andy Muhlack verantwortlich ist. Zusätzliche Musik stammt von Konrad Dornfels. Beide gemeinsam haben eine grandiose Atmosphäre erschaffen, die wesentlich mit zum Gelingen dieser Folge beiträgt. Der Klangteppich ist unheimlich dicht und gerade so gelingt es, die Bedrohung immer aufrecht zu erhalten. Ein riesen Lob für diese Leistung”

Insgesamt ist dieses Hörspiel ein Eintrag innerhalb der Reihe, der durch seine ständig bedrohliche Atmosphäre besticht. Eine klare Empfehlung für Freunde der spannenden Unterhaltung.

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