Tim rezensiert: “Die Zeitmaschine” (“Imaga”/”Folgenreich”)

http://www.universal-music.de/folgenreich/news/detail/article:244670/folgenreiche-hg-wells-hoerspielreihe-von-oliver-doering

H.G. Wells wird nun natürlich sehr viel vertont, da die Copyrights weggefallen sind und somit keine Lizenzkosten anfallen. Auch Oliver Döring adaptiert den Science Fiction-Klassiker “Die Zeitmaschine” und auf diese Produktion haben sich im Vorfeld bereits zahlreiche Hörer gefreut. Bevor ihr erfahrt, ob die Vorfreude gerechtfertigt war, werfen wir einen kurzen Blick auf den Inhalt.

Jack arbeitet für die Universität und gerät unter Verdacht Gelder zu veruntreuen. Sein Freund und Kollege Cabbs sucht ihn auf und Jack erzählt ihm von einer Zeitmaschine, die er gebaut hat. Einen wirklichen Beweis möchte er in einer Woche präsentieren und lädt seine Freunde und Kollegen ein. Jack berichtet von seiner fantastischen Reise, die ihn bis ins Jahr 802701 geführt hat und fast hätte er es nicht mehr zurückgeschafft…

Der Sprechercast ist sehr überschaubar. Hauptakteur der Geschehnisse ist Jack Milton, der von Hans-Georg Panczak gesprochen wird. Er ist Sprecher und Erzähler in einer Person. Seine oftmals langen Erzählpassagen sind keinesfalls langatmig. Gelegentlich wechseln sich diese mit seinen Tonbandaufnahmen ab. Dies lockert die ganze Angelegenheit noch einmal auf. Dann gibt es noch die Interaktionsphasen mit seinen Freunden und mit Weena. Diese Mischung ist grandios und geht auf. Panczak überzeugt mit seiner Leidenschaft, wenn er seinen Freunden berichtet und versucht, diese davon zu überzeugen, dass seine Geschichte der Wahrheit entspricht. Seine Freunde werden von Bernd Rumpf (Cabbs), Udo Schenk (Peter), Oliver Stritzel (Mr. Blank) und Reinhard Kuhnert (Mr. Chose) gesprochen. Diese liefern ebenfalls klasse Darbietungen ab. Doch das nächste große Lob gebührt Luisa Wietzorek in der Rolle der Weena, die wir im zweiten Teil in zahlreichen Dialogen mit Panzcak hören dürfen. Sie performt die Weena herausragend. Zu Beginn noch recht schüchtern und ruhig entwickelt Weena sich im Laufe der Geschichte, nachdem sie Vertrauen aufgebaut hat. Die Interaktionen zwischen Panzcak und Wietzorek sind für mich die sprecherischen Highlights dieses Hörspiels. Des Weiteren werden noch eher kleinere Nebenrollen besetzt. Die Akteure hier lassen sich aber alle sehr gut anhören. Insgesamt eine sehr gute Leistung in diesem Bereich.

H. G. Wells “Die Zeitmaschine”, adaptiert von Oliver Döring, bekommen wir als einen Zweiteiler mit einer Laufzeit von knapp 120 Minuten serviert. Ich persönlich kenne die Buchvorlage nicht und kann somit auch dazu keine Worte verlieren. So habe ich nur ein klein wenig über das Buch recherchiert, nachdem ich das Hörspiel gehört habe. Was den Hörern, die das Buch kennen, wohl sofort auffallen wird ist der Zeitsprung. Die Handlung spielt nicht mehr im Jahr 1899 sondern irgendwann in den 1970er Jahren und dem namenlosen Charakter des Buches hat man nun den Namen Jack Milton verpasst. Ok, genug der Vorreden. Kommen wir nun zum Hörspiel.

Die Handlung ist recht schnell erzählt. Man beschuldigt Jack Gelder der Universität veruntreut zu haben. Dieser berichtet seinem Freund Cabbs schier unglaubliches von seiner Forschung und will in der nächsten Woche Beweise präsentieren. Als seine Freunde dann bei ihm sind kommt er direkt aus der Zukunft und berichtet von seinen Erlebnissen. Die Erzählung an sich ist im ersten Teil hauptsächlich durch Monologe und wenige Dialoge gekennzeichnet und man erfährt ein wenig von Jacks erstem Stopp in der Zukunft, bei dem er auf eine Gesellschaft trifft, in der es keine finanziellen Nöte oder Arbeitslosigkeit gibt. Doch scheinbar hat man an Individualität verloren. Man hält sich in dieser Zeit auch nicht sehr lang auf, sondern möchte anscheinend nur schon einmal einen Denkanstoß setzen.

Im zweiten Teil bekommen wir dann den Stopp im Jahre 802701 präsentiert, in dem Jack Weena und die Welt der Eloi sowie Morlocks kennenlernt. Hier ist der Dialoganteil deutlich stärker präsent. Dazu nimmt das gesamt Tempo der Geschichte enorm zu. Der zweite Teil hat mir persönlich besser gefallen, als der erste Teil.

Um die Monologe “aufzulockern“ wechselt man zwischenzeitlich immer in die Gegenwart zu den Gesprächen mit Jacks Freunden und lockert die Monologe durch Tonbandaufzeichnungen auf, die er während seiner Reise gemacht hat.

Die Quintessenz der Geschichte ist aber wohl, dass es das wirkliche Paradies für die Menschheit auch in irgendeiner weit entfernten Zukunft nicht geben wird. Wohin Jack seine Reise auch führt – das Paradies findet er nirgends.

Thomas Nokielski hat das Zepter für die Tontechnik in der Hand. Die Untermalung ist jederzeit passend und hält sich oft auch im Hintergrund, was sich positiv auf die Atmosphäre auswirkt.

Insgesamt eine herausragende Produktion und für mich ein Anwärter auf den Titel “Hörspiel des Jahres 2017“ – viel Spaß!!!

Mit “Das Imperium der Ameisen” als Einzelhörspiel und “Krieg der Welten”, sogar als Dreiteiler, dürfen wir uns bereits jetzt auf zwei weitere Werke von Wells freuen, die uns Folgenreich noch präsentieren wird.

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