Speichermedien im Wandel

Kauft ihr noch oder streamt ihr schon?

Spätestens seit 2015 bereiten Video-on-Demand-Angebote wie Netflix, Amazon Prime und Co. auch in Deutschland dem klassischen Fernsehmarkt Kopfzerbrechen. Die großen Streaming-Anbieter verschlingen auch mit ihren Eigenproduktionen immer mehr die altbekannten Fernsehsender, die sich mit ihren Mediatheken nur noch schwer über Wasser halten können. Streaming scheint sämtliche Bereiche der Unterhaltungsindustrie zu betreffen. Auch die Musikindustrie und die Hörspielproduktion sind längst im Zeitalter des Streaming angekommen.

Was kommt nach iTunes?

„Digitale Downloads ersetzen die klassische CD nicht!“ – So oder so ähnlich lauteten kritische Stimmen, die dem Big-Data-Zeitalter etwas entgegensetzen wollten. Und dennoch setzt die Musikindustrie auf Streaming-Dienste. Kritikern könnte man die Frage stellen, ob es nicht auch von Vorteil sein könnte, seine übervollen CD-Regale durch Streaming etwas zu entlasten. Doch wagen wir einen Blick zurück …

„Back to the roots“ – kleine Geschichte zur mp3

Achtung: Dieser Text könnte Spuren von technischen Feinheiten enthalten!
Das mp3-Format wurde in seinen Ursprüngen ab Anfang der 1980er-Jahre am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen sowie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit AT&T Bell Labs und Thomson entwickelt. Ab 1989 wurde die Entwicklung mit dem Format MPEG fortgeführt. 3 Jahre später wurde es als Teil des MPEG-1-Standards festgeschrieben. Die Erweiterung des Dateinamens .mp3 (als Abkürzung für ISO MPEG Audio Layer 3) wurde im Juli 1995 festgelegt, nachdem zuvor intern die Dateinamenserweiterung .bit verwendet wurde.

Immer & überall hören

Bereits Mitte der 1990er-Jahre waren Endgeräte und PC-Software im Umlauf, die es ermöglichten, komprimierte mp3-Dateien zu speichern und abzuspielen. Auch der Dateien-Austausch über das Internet vereinfachte sich. Die einfache ISDN-Geschwindigkeit sowie DSL-Leitungen ermöglichten schnelle Übertagungen, die mitunter weit unter der Abspielzeit lagen. Diese einfachen Hürden führten bald zu einem regen Tauschhandel (engl. Filesharing).

Kostenlose Raubkopien und Urheberrechtsverstöße waren die Folge – ganz ohne Beachtung des Künstlerinteresses. Versuche der Musik- und Unterhaltungsindustrie dagegen vorzugehen, sind bis heute von nur geringem Erfolg gekrönt. Ende der 1990er entstanden bereits große Ansammlungen von Musikdateien im Internet, wie zum Beispiel bei MP3.com oder Napster. Ab 1998 erschienen im Handel die ersten tragbaren MP3-Player. Die Tauschsysteme entwickeln sich indes weiter, werden ohne zentrale Kontrollinstanzen immer raffinierter.

Streaming löst Download-Trend ab

Als Streaming bezeichnet man die Übertragung von Audioinhalten per Streaming Audio zur Wiedergabe auf Desktop-PCs oder mobilen Endgeräten wie Smartphone oder Tablet. Einzige Voraussetzung: eine stabile Internetanbindung! Im Gegensatz zum Download erwirbt der Nutzer beim Streaming keine Audiostücke zur freien privaten Nutzung, sondern kann einzelne Lieder, Alben oder auch Hörspiele lediglich im Stream (als eingeschränkt nutzbare zwischengespeicherte Version) – etwa in Mediatheken oder auf Plattformen wie Spotify, Deezer, Napster & Co. – konsumieren.

Zu den verschiedenen Formen des Audio-Streamings zählen Internetradios mit redaktionell vorgegebenem Programm, Audio-on-Demand-Dienste, Streamingportale und Audioveröffentlichungsplattformen wie SoundCloud und Myspace, die Künstlern zur Bekanntmachung dienen sollen. Live-Streaming umfasst häufig Mitschnitte von akustischen Veranstaltungen.

Das klassische Streaming hat die Hörspielbranche erst mit einiger Verspätung getroffen. Und noch immer hinkt die Entwicklung hinterher. Selbst der relativ modern ausgerichtete Anbieter Audible bietet Hörbücher und Hörspiele lediglich in Form kostenpflichtiger Downloads an.

Hörspiele im Streaming

EUROPA hat mit seinen Eigenproduktionen sicherlich den ersten Schritt gewagt, denn seit April 2016 sind die Hörspiele der drei ??? in allen gängigen Streamingportalen wie Apple Music, Deezer, Google Play Music, Napster oder Spotify erhältlich. Der Streamingstart von EUROPA setzt Zeichen für treue Fans, denn fortan ist nicht nur die erfolgreichste Hörspielserie aller Zeiten auch digitalisiert im Audiostream abrufbar. Das Programm vom Hörspiellabel EUROPA (Sony Music Entertainment) ist fast vollständig in Streamingportalen erhältlich. Vor allem die Premiumangebote ohne Werbeunterbrechung sind attraktiv. Es bleibt spannend, inwieweit sich die Hörspielbranche dem Streaming öffnet. Denn: Analog und digital müssen sich nicht ausschließen!

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