Oliver rezensiert: “Roch”

Das heutige Deutschland, kurz vor den Bundestagswahlen. Ein Serienkiller entführt Spitzenpolitiker der rechtspopulistischen “NKD” und tötet sie auf brutale Weise, indem er ihnen mit einer Bohrmaschine die rechte Gehirnhälfte zerstört. Eine SOKO um Judith Frigge und Heiko Sass soll den Fall aufklären, tappt aber im Dunkeln.
Unterdessen wird durch eine tragische Verkettung privater Lebensumstände der Ex-Polizist Martin Bohm zum Fahrer der NKD-Spitze und verhindert dabei die Entführung des Vorsitzenden Klaus Rasche durch den Killer. Bei den anschließenden Ermittlungen stößt die SOKO auf Zusammenhänge zu einem sehr ähnlichen Fall von vor zehn Jahren, in dessen Aufklärung Martin Bohm auf traumatische Weise verwickelt war. Ist er vielleicht der Schlüssel zu dem Fall? Oder ziehen ganz andere Mächte im Hintergrund die Fäden?

Der Politthriller “Roch” aus der Feder von Christian Gailus zeigt sich aktueller denn je.
Das Auftreten und Wählen einer rechtspopulistischen Partei ist seit den Bundestagswahlen 2017 sicher eines der brisantesten Themen der letzten Jahre.
Doch anstatt einen erhobenen Zeigefinger in irgendeine Richtung zu präsentieren, wählt Gailus eher den Weg, die Menschlichkeit in den Vordergrund zu stellen, was bei der Betrachtung der aktuellen Lage in der Welt eindeutig das höchste Gut ist. So dreht sich nicht nur alles um die Entführung Rasches und die Morde an seinen Parteikollegen, sondern auch um den tiefen Fall des Martin Bohm, der zwar rechtspopulistisches Gedankengut ablehnt, aber dennoch als Fahrer für die “NKD” endet.
Der Hörer leidet an vielen Stellen mit dem Schicksal Bohms mit und der Thriller schafft es über 170 Minuten zu fesseln, ohne dabei in große Längen zu geraten.

Sprechertechnisch ist wie immer beim “Ohrenkneifer” keine negative Kritik von Nöten.
Marc Schülert, der ebenfalls für Regie, Musik und Schnitt verantwortlich ist, spielt hervorragend die Hauptperson Martin Bohm. Gleiches gilt für Christiane Marx (ebenfalls Regie), Robert Frank, Julia Thurnau, Dirk Hardegen und dem restlichen Cast.

Was die Hintergrundgeräusche angeht, wird hier auf kleinste Details geachtet, um es so realitätsnah wie möglich zu präsentieren. So wurden unter anderem die Hunde aus der Nachbarschaft genutzt, um das Bellen aufzuzeichnen und für die Waldakustik ließ Marc Schülert nach einem Niesen der Protagonistin als Antwort einen Eichelhäher loskrächzen. Wie so oft lohnt sich das Anschließen von Kopfhörern, um möglichst viele Feinheiten zu erfassen. Die Musik schafft eine grandiose Atmosphäre, spiegelt Charaktere und Situationen wieder und gibt sogar in gewisser Weise ein politisches Statement ab.

Das Cover wurde von Wolfram Damerius entwickelt, und verheißt nicht nur Spannung sondern gibt auch die Handlung hervorragend wieder: Die wütende Menge vor dem Brandenburger Tor, während der Mörder über dem Geschehen wacht.

Heute, am 09.03.2018, erscheint “Roch” exklusiv im Ohrenkneifer-Shop auf www.ohrenkneifer.info. Das reguläre Erscheinungsdatum im Handel wird dann der 16.03.18 sein. Wer die CD-Version bestellt, bekommt, wie bei Ohrenkneifer bekannt, auch noch exklusiv das Making-of und ein Interview mit Christian Gailus als Bonus.

Für mich eine klare Kaufempfehlung.

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