Hörspiele begleiten uns seit der Kindheit: ob unterwegs (im Auto auf dem Weg zur Arbeit oder in den Urlaub, im Bus, in der Bahn), beim Sporttreiben oder natürlich abends zum Einschlafen.
Nebenbei läuft immer ein Fall der “Drei ???”, eine lustige Hexengeschichte von “Bibi Blocksberg”, Geisterjäger John Sinclair jagt Dämonen o.a.
Aber wie entstehen diese Hörspiele?
Ein Hörspiel wäre nicht da ohne seine Geschichte, die zwei verschiedene Grundlagen haben kann:
- Das Hörspiel entsteht auf der Basis einer bereits existierenden Vorlage wie z.B. einem Roman, einem Film, einer Fernsehserie o.a. Es muss vorher natürlich sichergestellt sein, dass diese für die Hörspielumsetzung benutzt werden darf.
Die Erlaubnis beim jeweiligen Urheber muss also eingeholt werden. Mitunter werden aber auch gemeinfreie Stoffe, wie die Geschichten um “Sherlock Holmes”, verwendet, bei denen es mittlerweile keine Rechteinhaber wie z.B. Erben mehr gibt. - die Geschichte zum Hörspiel wird eigens von einem Autor verfasst.
Ist eine Geschichte für ein Hörspiel gefunden, muss diese durch einen Hörspielautor in ein Skript transportiert werden. Dieses gibt die gesamte Handlung des Hörspieles mit allen Personen und ihren Dialogen wieder. Auch gibt es mitunter Regieanweisung für die Sprecher, wie deren Figuren dargestellt werden sollen.
Das Skript wird auch noch einmal durch ein Lektorat auf Verwendbarkeit geprüft.
Ihr möchtet einmal wissen, wie ein Hörspielskript aussieht? Kein Problem, dann klickt einfach hier und ladet euch das Skript zur 1. Folge (“Das 12. Opfer”) von “Mord in Serie” herunter.
Wir danken “Contendo Media” für die Genehmigung, es hier veröffentlichen zu dürfen.
Mehr über die Arbeit eines Hörspielautors erfahrt ihr z.B. in unserem Interview mit Markus Duschek in unserer Podcastfolge 73.
Bevor es ins Studio geht, muss sich der Hörspielregisseur Gedanken über seine Besetzung machen. Welcher Sprecher leiht welchem Charakter seine Stimme? Dann werden die Sprecher gebucht und ein Zeitplan für die Aufnahmen wird erstellt.
Die meisten Hörspielsprecher sind Film-, oder Fernsehschauspieler und/oder synchronisieren für diese beiden Medien. Somit sind sie anderweitig oft ausgebucht. Große Hörspiellabel wie “Europa” oder “Kiddinx” (früher “Kiosk”) und Radiosender wie der “NDR”, die ebenfalls seit Jahrzehnten Hörspiele produzieren, haben eigene Studios oder Fremdproduzenten. Viele, gerade nebenberufliche Hörspielmacher, mieten sich aber in Studios ein. Dies muss dann natürlich auch vorab geschehen.
Nach dieser oft anstrengenden Vorarbeit kommt dann endlich der große Moment.
Es geht ins Studio und das Hörspiel erwacht zum Leben. In einem separaten Regieraum sitzen der Hörspielregisseur und am besten auch der Tontechniker der Produktion. Der Aufnahmeraum ist durch ein Fenster vom Regieraum getrennt.
Die Kommunikation mit dem jeweiligen Sprecher erfolgt über Mikrofon.
Der Aufnahmeraum ist “schalltot”: die Wände und die Raumdecke sind also mit speziellen Verkleidungen versehen, damit kein unnötiger Hall entsteht. Die Aufnahmen müssen nämlich frei von Fremd- und Nebengeräuschen sein. Dabei helfen zudem professionelle Studiomikrofone.
Auch ist es ratsam für den Tontechniker, bei der Wahl der Mikrofone die unterschiedlichen Stimmlagen der Sprecher zu berücksichtigen und die Einstellungen entsprechend abzuändern. All dies hilft, möglichen Fehlernachbesserungen in der Nachbearbeitung vorzubeugen.
In ihr wird ja später die gewünschte Räumlichkeit erzeugt.
Früher wurde viel im Ensemble aufgenommen. Es waren also möglichst viele Sprecher gleichzeitig im Aufnahmestudio. Dies ist heute oft, aufgrund anderer terminlicher Verpflichtungen der Sprecher und der Kosten, nicht mehr möglich. Die einzelnen Rollen des Hörspieles werden also meist einzeln aufgenommen und später zusammengeschnitten (ge-xt).
Es ist somit die Aufgabe der Regie, den jeweiligen Sprecher “an die Hand” zu nehmen, denn sie weiß am besten, wie jeder im Aufnahmeprozess agiert/gespielt hat.
Sind alle Sprecher aufgenommen, beginnt die Nachbearbeitung. Alle Sprachaufnahmen werden geschnitten und die besten “Takes” wie ein Puzzle zum fertigen Hörspiel zusammengesetzt.
Da alle Aufnahmen ja in einer “schalltoten” Atmosphäre, also ohne Nebengeräusche, aufgenommen wurden, müssen nun noch sämtliche Klänge des Hörspiels (wie Wetter oder Schritte) sowie alle anderen Geräusche und selbstverständlich die Musikstücke nachträglich eingefügt werden.
Dafür gibt es spezielle Geräuschedatenbanken (auch “Sound library”) genannt.
Früher übernahmen dies extra Geräuschemacher, die mit allerlei Hilfsmitteln Geräusche live
während der Aufnahme erzeugten.
Bekannte Hörspielproduzenten, wie die “Hörspielkönigin” Heikedine Körting, legten sich auch
eine eigene Geräuschedatenbank auf Tonbändern an, indem sie mit Mikrofon und Aufnahmegeräten durch die Natur zogen und Sounds aufnahmen oder für z.B. Hundegebell echte Tiere während der Aufnahmen einsetzten. Dies geschieht auch heute teilweise noch.
Die Nachbearbeitung ist ohne Zweifel die aufwendigste Arbeit einer Hörspielproduktion.
Sie wird deshalb im Endspurt noch einmal intensiv durchgehört und es werden ggfs. letzte Korrekturen vorgenommen.
Das dann fertige Hörspiel wird auf eine CD gebrannt, die sogenannte “Master-CD”.
Mit ihr wird das Hörspiel in einem Presswerk, z.B. auf CD, vervielfältigt oder die Daten werden in digitaler Form für Downloads und Streamingdienste weitergeleitet.
Während der beschriebenen Prozesse wurden vom beauftragten Designer schon das Cover-Artwork für das Hörspiel angefertigt.
Mehr über die Produktion eines Hörspieles erfahrt ihr in unseren zahlreichen Labelinterviews, u.a. mit “Titania Medien” (Folge 36 und 72), den “Ohrenkneifern” (Folge 46) und “Highscore Music” (Folge 54) sowie in diesem Youtube-Video:
Alle anderen Interviews findet ihr in unserer Gästeliste.
Sehr interessanter Bericht der mich motiviert an meinem eigenen Hörspiel weiter zu arbeiten. Vielen Dank dafür 🙂
Danke für Dein Lob Volker, freut uns, dass er Dir gefällt.
Wenn Dein Hörspiel fertig ist, melde Dich gerne.